Donnerstag, 6. Januar 2011

gleis 9

ich stehe am kalten bahnhof und spüre meine finger nicht mehr. die musik in meinen ohren höre ich nicht mehr, als ich deinen schmalen und lachenden kopf im getummel entdecke. ich beginne zu wippen und du sagst ich sähe aus wie eine elfe, die zu wenig gegessen hat. dein geruch strömt in meinen kopf und ich kann diesen zusammen mit deinen vielen sinnlosen worten kaum verarbeiten. ledersohlen und kaschmir im grauen eis auf den straßen, kaltes bier und westfälischer schnaps in der warmen bahnhofskneipe. du siehst mich an als wolltest du mich ausziehen, ich fixiere deinen mund als wollte ich ihn küssen, dabei denke ich an schönere lippen. wir reden über die neuen zeiten als seien sie schlechter als die, die wir gemeinsam hatten. dass das unsinn ist, wissen wir beide. es vergehen ein paar gläser bis deine bettschwere dich zwingt zu gehen, obwohl du bleiben willst. wir wollen beide bleiben. aber wir können nicht bleiben. unser drehbuch erlaubt es uns nicht. wir leben davon uns auszumalen wie es sein könnte. und all das ist nur deswegen schön, weil wir beide wissen, dass es nie so sein wird.

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