Ganz souverän tänzel ich vom Bürgersteig auf die breite Straße.
Das macht was her, das ist plakativ, das ist souverän,
aber darüber müssen wir nicht sprechen: es ist nahezu obsolet.
Was sage ich, vollkommen obsolet.
Überaus selbstsicher habe ich dir vermitteln können,
dass ich es wichtig finde die Dinge lockerer, entspannter zu sehen.
Ich wunder mich selbst darüber,
dass du, der zwischen den Zeilen sieht, mir geglaubt hast.
Ganz souverän tänzel ich über die breite Straße.
Mein Finger berührt das Klingelschild,
die Schlagzeilen der FAZ drängen sich mir auf,
ich stecke sie ein.
Überaus nervös stolpere ich die vielen Treppen zu dir hinauf,
du wartest ungeduldig.
Ich bin zu spät und zu amerikanisch, wie immer.
Verpasst habe ich den richtigen Zeitpunkt.
Du und dein Bundeslandpatriotismus,
ihr seid gegangen.
Gut, dass ihr gegangen seid.
Schlimm, dass ich immer noch stolpere.
blicke, die nur blicke sind.
worte, die nur worte sind.
gerüche, die nicht die richtigen sind.
interpretationen, die falsch sind.
spiele, die wir brauchen.
Getrocknete Feigen, zwei Gläser Wein und ein aufgeräumter Schreibtisch. So geordnet ist der Ausblick auf mein Leben.
Strukturen, die glücklich machen wollen. Und es manchmal schaffen.
Mit großer Vernunft sehe ich auf die vielen Monate unsichtbarer Emotionen zurück und muss feststellen, dass dieser Zustand die Wogen glättet und eine angenehme Ruhe bringt.
Zielstrebigkeit, Ehrgeiz und Überblick: ich schlafe ein.
Es wird Sommer, das Fenster ist weit geöffnet und ich höre dein zartes Summen. Du lässt dich nieder auf meinen nackten Schultern.
Du hast kein Gewicht, du berührst und kitzelst mich.
Ich sehe dich an und hoffe auf dich.
Tu etwas. Tu etwas, dass mich aus der Fassung bringt.
Das lässt du dir nicht zwei Mal sagen.
Erwacht aus dem Verdrängungsschlaf beginnst du deine Bahnen durch mein Zimmer zu ziehen.
Du nimmst mir jegliche Konzentration,
du benetzt meinen Körper mit deinen nur schwer wahrnehmbaren Berührungen und forderst mich auf.
Du forderst mich auf, mitzukommen.
Du willst, dass ich dir folge.
Ich will dich berühren.
Aber es gibt ein Problem.
Ich weiß weder wohin es geht, noch wie ich dich fassen kann.
Du lässt mich mit diesem Problem hier allein.
Ich werde eine Lösung versuchen zu finden.
Für mich. Oder uns.
"Du könntest auch einfach sagen, dass du dich auch freuen würdest."
Es juckt und Nichts hilft.
Da kann ich kratzen bis ich verrückt werde,
vorher sorgst du dafür.
Die Leiche unterm Lammfell ist verschwunden.
Ich habe dich erfolgreich durch Nichtbeachtung bestraft, doch scheinbar hat dich diese nur kurzfristig erreicht.
Und jetzt suche ich dich.
Zuerst unter dem Lammfell und dann unter meiner Bettdecke.
Rote Hefte klappe ich auch keine mehr auf.
Sortiert wird auch nicht mehr.
Ich kann weder meine Strukturen noch dich finden.
Und trotzdem juckt es. Du kratzt mich.
Und das mochte ich schon immer.
Da sind sie wieder.
Die dunklen Nächte.
Ein Jahr ist vergangen und wieder werden Stunden verschluckt.
Verschluckt wurde vieles,
und wenn es so dunkel ist - dann würge ich.
Ich hab zu schnell gegessen, geschlungen.
Nicht gekaut, meinen Körper nicht geschont.
Und nun sitze ich dort.
Starre auf das hochgewürgte Geschwülst und beginne dieses zu beschwören.
Vielleicht werden die Erinnerungen an den ursprünglichen Geschmack noch ein zweites Mal so intensiv,
dass ich etwas Lebendiges fühle.
Vielleicht lässt sich darüber lachen,
vielleicht lässt es mich auch einfach weinen.
Und so sitze ich auch Stunden später noch dort.
Wohin ist das Leben?
Wieso erreicht das Gefühl meinen Bauch nicht mehr?
Wohin die blauen Augen,
wohin die glänzenden Ohren
und wohin der ganze Zauber?
Ich vermisse.
Ich vermisse das Vermissen.
Es scheint mir, als hätte der Zersetzungsprozess bereits eingesetzt. Ganz natürlich, ganz ohne mich.
Es ist das lang bewährte Karteikartensystem.
Es dauert Wochen, die Karten nach meiner Vorstellung zu beschriften und zu verzieren.
Es dauert Stunden, die Beschriftungen und Verzierungen mit meinem Vorstellungen und zu guter Letzt Erinnerungen zu verknüpfen.
Dieses Gefühl des Einblicks, des vorsichtigen Überblicks,
ein bezauberndes Gefühl.
Alles im Griff.
Unter Kontrolle.
Und dann sieht die Welt Dir zu, wie du voller Stolz die Bilder aus deinem Kopf geordnet in die Menge brüllst.
Sie sind stolz auf dich,
du hast verstanden wie es funktioniert und wie du funktionierst.
Dennoch: der Plan geht nicht auf.
Die Welt bleibt, aber sie will dir nicht mehr zuhören.
Die Karten verstauben,
aber ihre Beschriftungen und Verzierungen bleiben.
Tag und Nacht.
Und sie wollen raus.
Mit Stolz hat das dann nichts mehr zu tun.
du hast wahrscheinlich recht.
vielleicht ist das einfach nur die falsche musik in meinen ohren.
da singen sie im duett von der vergänglichkeit der liebe,
das merke ich ohne überhaupt hingehört zu haben.
trotzdem, das war wirklich schön.
ich habe einfach einen sinn dafür,
für diese vielen verschlüsselten botschaften.
stunden-, wochen-, nein monatelang versuche ich die verschlüsselung zu knacken.
und dann kommst du.
da stehst du und mit deinem vertrauten lächeln sagst du mir:
vielleicht ist das auch männermusik.
wahrscheinlich hast du wirklich recht.
es gibt dinge,
die sind nicht einfach nur nicht nach meinem geschmack,
es gibt dinge,
die sind einfach nicht für mich gemacht.
Stummel vergehen nicht.
Stummel überstehen den Regen, den Schnee und die Sonne.
Stummel bleichen aus und bekommen feine Haarrisse.
Stummel überall - sie ärgern mich und sie sind zu zweit.
Jedes Kind weiß, Stummel sind giftig.
Beide zusammen und ich wäre tot. Zumindest halbtot.
Aber wer spricht denn schon vom Verzehr.
Ich verzehre mich vor dem Gedanken daran, wem dieser Stummel einst gedient hat.
Wann er zum Stummel wurde.
Was ist vorher passiert?
War mir genauso heiß wie der Stummel kurz vor seiner Beerdigung?
Wahrscheinlich.
Es wäre nur ein kleiner Schritt.
Eine gute Portion Nachhilfe zur Abhilfe und die Stummel wären die längste Zeit Stummel gewesen.
Aber die Stummel sollen bleiben.
Bleiben und von allein verschwinden.
Ich lass davon besser die Finger.
Ich bin gleich wieder da.
Ich muss mich noch einmal auf machen in die Nacht und nachsehen, ob du wieder aufgetaucht bist.
Ich hab dich verloren und du hast mich verloren,
so ist das manchmal im Leben.
Ich mach mich auf den Weg und überlege mir unterwegs,
ob ich an diesem Zustand etwas ändern kann.
Systematisch durchforste ich meine Gedanken und komme zu einem Entschluss.
Freiheit ist das, wonach wir uns alle sehnen.
Ich weiß es nur noch nicht.
Es ist punkt. Mitternacht.
Mehr könnte die Nacht gar nicht da sein.
Nachdenklicher könnte dieser Moment nicht sein.
Dieser Abend, der so glücklich macht.
Dieser Abend, der mich in den Spiegel sehen lässt und mich lächeln lässt weil ich fahre und fahre und keinen Grund mehr sehe anzuhalten.
Du bist nicht aufgetaucht und ich hab den richtigen Moment nicht verpasst.
Ohne zu warten vergeht der Moment und so vergehen auch die Wochen und Monate.
Neue Herausforderungen lassen mich funktionieren,
aber warten lassen sie nicht auf sich.
Sie stehen vor der Tür und lassen keinen Platz für die vorsichtigen Schleicher.
Hier kommt nur herein, wer funktioniert.
Ich höre dein Klopfen nicht. Viel zu leise.
Musik in meinen Ohren und die Nacht klebt in meiner Strumpfhose.
Es ist das allgegenwärtige Panorama, was trotz eisiger Kälte so kräftig meinen Horizont bestimmt.
Es ist so windstill und so ruhig.
Alles ist so schön strukturiert.
Meine Hefter, meine Worte, meine Zahlen, meine Pläne.
Aber die Gedanken, die sind frei.
Und so bleiben sie nicht vor diesem wunderbaren Panorama in der trockenen und luftkargen Umgebung.
Sie schwirren umher und ich fühle mich bedrängt, sodass ich die Tür weit öffne und sie ziehen lasse.
Der eisige Wind kriecht unter meinen Schreibtisch, ich verkrampfe und vergesse augenblicklich, wer du bist, der es nicht verdient hat, dass ein Teil von mir bei Dir ist.
Mein Kopf wird kühl.
Du machst einfach keinen Sinn.
Es wird kalt.
Ihr habt es mir erzählt und dann hab ich es gelesen, schwarz auf weiß. Es wird so kalt, dass du nach nur wenigen Minuten zuerst den Schmerz und dann einfach gar nichts mehr spürst.
Lerne, selbstständig zu atmen.
Aber auch mein warmer Atem wird kalt, sobald er meine Lunge verlässt. Er verdampft in eisiger Kälte, während ich das Gefühl habe, ich qualme.
Wir können nichts dagegen tun.
Weder Du, noch ich.
Bei Minusgraden verdampft unsere Wärme, bevor sie zur Hitze wird - und das alles nur, weil auf den Wetterbericht verlass ist.
Wissenschaften und Erfahrungen, die gilt es nicht anzuzweifeln.
Wir philosophieren darüber, wie es zu diesem Wetterumschwung kommt. Sind es wirklich wir, die die Natur so walten lässt?
Oder ist es Zufall? Schicksal?
Wie lang wird er andauern?
Wird es anders werden?
Wird es.
Aber werden wir das dann auch noch gemeinsam feststellen?
Wären wir dann immernoch einer Meinung?
Verstehen wir uns?
Sind wir glücklich mit der Veränderung?
Wir philosophieren uns um Kopf und Kragen.
Über das Gefühl wie es ist, wenn die nicht mehr spürbaren Zehen unter der warmen Bettdecke auftauen, kribbeln und heiß werden haben wir nicht gesprochen.
Wir haben diesem wahnsinnig schönen Moment keinen einzigen Gedanken gewidmet.